Die Anschubfinanzierung „Bourse coup de pouce“ 2018 wurde an Daniel Hadwiger (Eberhard-Karls-Universität Tübingen), Ann-Kristin Glöckner (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Tobias Bruns (Philipps-Universität Marburg) und Sina Steglich (Universität Mannheim) für die Organisation der folgenden Forschungstagung verleiht:
Austausch – Transfer – Verflechtung. Methodische Begegnungen mit Frankreich im 20. und 21. Jahrhundert
15.02-17.02.2018 am Institut Culturel Franco-Allemand in Tübingen
Von Frankreich gingen für die Geschichtswissenschaft im vergangenen Jahrhundert entscheidende methodische Impulse aus: beginnend mit der École des Annales um Marc Bloch und Lucien Febvre in den 1920er Jahren und der Histoire des Mentalités, über poststrukturalistische und diskursanalytische Ansätze seit den 1960er Jahren, die bis heute mit den Namen Michel Foucault, Jacques Derrida und Gilles Deleuze prominent verbunden sind, bis hin zu aktuellen Ansätzen wie der transnationalen und Verflechtungsgeschichte, der Histoire croisée. Die französischen Geistes- und Sozialwissenschaften haben damit nicht nur innerhalb Frankreichs intellektuelle Diskurse geprägt, sondern auch jenseits der Rheins Rezeption und Anwendung, aber auch Widerspruch (nicht nur) in den Geschichtswissenschaften gefunden. Das Forschungskolloquium nimmt den bemerkenswerten Einfluss „französischen“ Denkens zum Anlass, um diese methodischen Ansätze einer Relektüre zu unterziehen und über ihren Gehalt, die mit ihnen einhergehenden Herausforderungen und Möglichkeiten zu diskutieren.
Das Kolloquium ist explizit interdisziplinär angelegt und möchte die Gelegenheit bieten, methodisch wie thematisch dem Zusammenhang von Austausch, Transfer und Verflechtung nachzugehen. Dabei sollen Diskurs und Austausch im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Wir möchten einen Raum schaffen, in dem die eingeladenen Nachwuchswissenschaftler*innen die Gelegenheit haben, ihre Projekte und theoretischen Ansätze zur Diskussion zu stellen.
Die Beiträge umfassen dabei inhaltlich ein breites Spektrum von philosophischen Auseinandersetzungen mit den Konzepten, über den Fokus auf konkrete Akteure oder Kommunikationsnetzwerke in unterschiedlichen Regionen bis hin zu alltagsgeschichtlichen Ansätzen. Im Mittelpunkt stehen Fallbeispiele aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, die Wissens- und Ideentransfers, aber auch Begegnungen mit dem „Anderen“ unter den Bedingungen von Krieg, Besatzung und Kolonialisierung umfassen. Die Vorträge werden in vier Panels zu den folgenden Themen zusammengefasst:
- Theoretische Programme und philosophische Reflexionen. Austausch, Transfer und Verflechtung konzeptionell
- Wandernde Ideen und Akteure. Austausch, Transfer und Verflechtung in den Wissenschaften
- Europa und die Welt. Austausch, Transfer und Verflechtung zwischen Zentren und Peripherien
- Räume, Praktiken und Techniken. Austausch, Transfer und Verflechtung von Handlungswissen
Wenngleich in der Geschichtswissenschaft aufgrund der Verortung der methodisch-theoretischen Impulsgeber häufig der deutsch-französische Raum untersucht wird, bleiben einige der Beiträge des Workshops nicht auf Europa beschränkt.